Am Freitag habe ich gemeinsam mit zwei Freundinnen das Kasernenareal erkundet, mich mit einer kleinen Regenbogenflagge ausgerüstet und eigene queere Buttons gemacht. Was mir an diesem Abend am besten gefallen hat, war die Vielfalt der LGBTQIA+-Community tatsächlich mal vor Ort zu erleben. Für mich hat es sich angefühlt, als könnten für diese paar Stunden alle einfach genauso sein, wie sie wollen — egal ob ihre Ausdrucksweise den cis-heteronormativen Vorstellungen entspricht oder nicht. Meiner Meinung nach gibt es nichts Schöneres als Menschen, die das Selbstvertrauen haben, den Idealen eben nicht entsprechen zu müssen.
Ich habe an diesem Freitag vermutlich mehr queere Paare gesehen als im gesamten restlichen Jahr — und viele haben ganz offen ihre Zuneigung füreinander gezeigt. Das beweist, dass die Pride wirklich ein Safe Space sein kann, in dem mensch für einmal nicht überlegen muss, ob Händchenhalten negative Konsequenzen haben könnte.
Es waren so viele Leute da, die mensch nicht kannte und doch stand ausser Frage, dass uns alle etwas verbindet und wir auf eine Art zusammengehören. Besonders gefreut hat es mich natürlich, wenn ich Menschen entdeckt habe, welche die gleiche Pride-Flagge wie ich dabeihatten. Da war sofort eine Verbindung und es hat mich begeistert zu sehen, dass ich nicht nur ich allein bin, sondern dass auch andere stolz auf ihr Queersein sind.
An der Demo am Samstag war die Atmosphäre ebenfalls super. Es waren über 40‘000 Menschen dabei — ein Rekordwert! Und das trotz extremer Hitze — ich würde sagen, die Held_innen dieser Pride waren alle, die mit Wasser für etwas Abkühlung gesorgt haben. Natürlich wusste ich, dass viele da sein würden, aber es ist noch einmal etwas ganz anderes, wirklich dabei zu sein und gemeinsam mit all diesen Queers zu feiern.
Überrascht haben mich auch die zahlreichen positiven Reaktionen von Menschen, denen wir auf unserer Route begegnet sind. Viele haben von ihrem Balkon oder dem Arbeitsplatz aus mitgefeiert, was einem das Gefühl gegeben hat, auch wirklich willkommen zu sein. Mein Highlight dieses Tages war das Gefühl Teil dieser Community zu sein und den Mut, den ich daraus gewonnen habe.
So war es auf dem Weg nach Hause zwar etwas traurig, immer weniger Regenbogen-Accessoires zu sehen, meine Pride-Flagge habe ich trotzdem stolz getragen und dabei gewusst, dass zehntausend andere das auch tun. Obwohl wir uns nach diesem Wochenende wieder auf die ganze Schweiz verteilt haben, blieb die Gewissheit, dass jede_r Teil der Community bleibt und dass wir auf unsere Art die Welt ein bisschen bunter machen. Zudem haben wir wieder einmal bewiesen: wenn alle ein kleines Stückchen beisteuern, gibt es einen wunderschönen Regenbogen.