Mein Ziel damit ist zu zeigen, wie einzigartig wir alle sind und wie wichtig es ist, den Austausch untereinander zu pflegen oder einfach zu wissen, dass wir nicht allein sind. Alle Statements bilden die persönliche Meinung dieser queeren Menschen ab und sollen, auch wenn du vielleicht anderer Meinung bist, gewürdigt werden. Denn wir machen alle andere Erfahrungen und haben schon nur deswegen andere Sachen, die uns wichtig sind. Wir können trotzdem auch gemeinsam unsere Andersartigkeit feiern.

Hast du Vernetzung mit anderen queeren Menschen und wo nützt dir der Kontakt mit anderen aus der Community?

Fausto, 11, keine Pronomen
Bis vor kurzer Zeit hatte ich fast keine Vernetzung mit anderen queeren Menschen. Danach habe ich den Regenbogentreff entdeckt, wo ich zum ersten Mal so richtig die queere Community kennenlernen konnte. Mir hilft der Kontakt zu anderen queeren Menschen, weil ich dadurch merke: Ich bin nicht allein. Es gibt noch andere Menschen, die so sind wie ich.

Malu, 20, they/them
Viele meiner liebsten Menschen sind selbst queer. In unserer Gesellschaft werden Queers als anders, belustigend oder sogar als beängstigend wahrgenommen. Ich spüre das in vielen Bereichen meines Lebens, doch unter Queers merke ich häufig gar nicht, dass unsere Community eine marginalisierte Gruppe ist. Hier sind wir alle queer, bunt und mein Queersein wird nicht hinterfragt. Ich kann einfach sein.

Anonym, 41, enby, queer
Mit dem Älterwerden immer weniger. Es ist zwar gut, sich über Erfahrungen auszutauschen, aber ich vertrage in gewissen Kreisen dieses kollektive Gejammer nicht mehr. Ja, wir queere Menschen haben es schwer, aber es zieht mich noch mehr runter, wenn ich mir dann ständig anhören muss, wie schlimm die Welt ist. Lieber mache ich aus Negativem etwas Positives, im Zweifelsfalle allein. Auch geht es mir auf die Nerven, wenn einzelne Personen für eine ganze Community sprechen, obwohl sie nicht alle Lebenswelten wirklich nachvollziehen können, oder als Stellvertreter*innen für die gesamte Community stehen, nur weil es z. B. den Medien gerade so passt.

Ich bewege mich seit Jahren nicht mehr in Vereinen, sondern pflege alte Freundschaften oder lerne Personen einzeln kennen, mit denen ich dann Vieles teilen kann.

Katha Langstrumpf, Jahrgang 1967, non binary, keine Pronomen
Ich habe Vernetzung mit anderen Queers, wenn es um die Sichtbarkeit geht. Zu der Zeit, als ich queer Guide im naturhistorischen Museum [Bern] bei der Ausstellung QUEER – VIELFALT IST UNSERE NATUR war. Dort waren wir eine Gruppe queerer Guides und haben uns regelmässig in diesem Kontext ausgetauscht. Ebenso arbeite ich für die Organisation ABQ. Dort treffen wir uns bei der Arbeit, gehen zusammen in Schulklassen und informieren zu queeren Themen. Dort nützt mir der Austausch sehr und ist immer wieder lehrreich und inspirierend.

Was ist das Schönste am Queersein?

Fausto, 11, keine Pronomen
Wenn mich jemand fragt: Bist du eigentlich ein Mädchen oder ein Junge? Antworte ich: Nichts von beidem. Ich muss mich nicht in Schubladen stecken lassen, sondern kann einfach ich selbst sein. Das finde ich das Schönste am Queersein.

Malu, 20, they/them
Das Schönste am Queersein ist für mich, dass ich die Freude und die Energie von anderen Queers teilen kann. Mein Queersein hat mir gezeigt, wie wandelbar die eigene Identität ist und ich habe gelernt, Strukturen zu hinter-fragen. Diese Freiheit ist für mich am schönsten.

Anonym, 41, enby, queer
Ist man einmal aus dem Rahmen gefallen, lässt sich daraus ganz viel Freiheit gewinnen.

Katha Langstrumpf, Jahrgang 1967, non binary, keine Pronomen
Ich geniesse es, anders zu sein als die Mehrheit der Menschen. Und das macht mir auch überhaupt nichts aus. Es gefällt mir, nicht der Norm zu entsprechen.

Ich hab’ mich nie direkt von Menschen diskriminiert gefühlt. Eher von Systemen und dem Gesamt-Setting der Gesellschaft in Bezug auf Geschlechter. Oder von gewissen politischen Parteien und deren Denken und Handeln, was aber oft auf Unkenntnis beruht.

Was ist deine schönste Erinnerung an eine queere Begegnung?

Fausto, 11, keine Pronomen
Es ist keine persönliche Begegnung, sondern ein bestimmtes Ereignis: Nemos ESC-Sieg hat mich unfassbar gefreut.

Malu, 20, they/them
Die Pride, an der ich mich sehr sicher in einer grossen Menschenmasse gefühlt habe. Ich fühle mich grundsätzlich sehr unwohl unter vielen Menschen, aber unter all den Queers und Allies habe ich diese Ängste für einen Moment vergessen.

Anonym, 41, enby, queer
Eine Frau hat sich mit 80 bei mir geoutet, weil ich o en mit meinem Queersein umgegangen bin. Sie selbst konnte sich nie ausleben, hat sich aber für mich gefreut. Ich fand die Begegnung sehr bewegend.

Katha Langstrumpf, Jahrgang 1967, non binary, keine Pronomen
Das Beste, was mir je passiert ist, war die Ausstellung im naturhistorischen Museum. Ich hab’ dort als queer Guide so vieles gelernt, so viele spannende Menschen getroffen und meinen Job als Guide geliebt. Ich vermisse diese Ausstellung sehr. So schade wurde daraus keine permanente Ausstellung … es wäre so nötig …

Was bedeutet für dich persönlich Community?

Fausto, 11, keine Pronomen
Für mich persönlich bedeutet eine Community zu sein, dass alle alle verstehen und unterstützen, weil alle über eine bestimmte Sache connecten können.

Malu, 20, they/them
Community ist Sicherheit, Solidarität, Familie, Stabilität, Akzeptanz sich selbst und anderen gegenüber, sich aufgehoben und dazugehörig zu fühlen. Wenn ich einer Community angehöre (der queeren Community, aber auch anderen), verspüre ich ein starkes Vertrauen in mich selbst und werde mutiger in meinem Sein und meinen Entscheidungen, da ich weiss, dass ich von Menschen umgeben bin, die mir Sicherheit geben.

Anonym, 41, enby, queer
Zusammenhalt. Gegenseitiges Verständnis, auch wenn die (politischen) Interessen vielleicht nicht immer dieselben sind. Austausch, Trost, Freizeit teilen, Spass haben. Safer Space, Sichtbarkeit.

Katha Langstrumpf, Jahrgang 1967, non binary, keine Pronomen
Community bedeutet für mich Rückendeckung. Vor allem im Hinterkopf. Das Wissen, dass wir viele sind und bei Schwierigkeiten füreinander einstehen und auch öffentlich dafür aufstehen und die Stimme erheben müssen, auf edukative und gewinnende Art und Weise. Mein Alltag findet nicht wirklich in einer queeren Community statt. Aber natürlich gibt es in meinem Umfeld Regenbogenfamilien, gleichgeschlechtliche Paare, trans Menschen etc. Wir treffen uns nicht extra deswegen, sondern sind einfach Teil unseres Alltags und für mich ist das das ganz “normale” Umfeld mit allen möglichen Menschen. 

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