Das lässt sich sogar wissenschaftlich nachweisen. So bleibt dann Studien zu Folge die linke Hirnhälfte in einer Art „Aufpass-Stellung”, in der sie deutlich schneller auf äussere Reize anspricht. Aber heute ist es anders. Ich schlief wunderbar. Und das, obwohl ich dem Bettsofa, das einen Grossteil des mit Liebe eingerichteten Zimmers einnimmt, zuerst nicht wirklich traute. Schon kurze Zeit später, hatte ich es aber vergessen. Deine Rücksichtnahme und Einfühlsamkeit verleihen mir eine unbekannte Sicherheit. Verstecken konnte ich mich gestern. Heute ist es gut ich zu sein. Heute ist es gut hier zu sein. Heute ist es gut bei dir zu sein.

Ich fühle mich, als wären wir eins. Bei jeder Berührung verbinden sich die Funken unserer Lebensenergie, bis es sich nach kurzer Zeit anfühlt, als würde ein lebendiger Feuerball in unseren Körpern Tango tanzen. Ich höre dein Herz in deiner Brust pochen. So richtig habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. Als wäre alles genau so, wie es sein sollte. Als hätte das Schicksal nur auf genau diesen einen Moment hingearbeitet. Diese Personifizierung des Wohlseins zu spüren, gibt mir Kraft. Ich versuche so viel wie möglich davon aufzusaugen. Du liegst da. Deine Augen geschlossen. Es wirkt, als nährtest auch du dich an dem Gefühl der absoluten Wohligkeit. Als du merkst, dass meine Augen dich nicht loslassen können, lächelst du.

Ich wünsche mir, ich könnte die Zeit anhalten.

Den Moment einfangen. In ein leeres Gurkenglas. Ihn bei mir neben’s Bett stellen. Ihn aufbewahren. Für die grauen Tage. Für die Tage, an denen nichts mehr hilft. Für die Tage an denen mensch sich allein fühlt. Ich möchte ihn immer genau dann aus dem Gurkenglas lassen können, wenn ich Trost brauche. Dann möchte ich übermannt werden von der Wärme, der Menschlichkeit, dem Frieden, die du mir gibst. Diese Gefühle sollen mich tragen, dann wenn ich mich nicht mehr selbst tragen kann. Sie sollen mir sagen, dass ich gut genug bin, wenn ich selbst den Glauben an mich verloren habe.

Plötzlich durchbricht der Wecker abermals die angenehme Stille. 07:15. Aufstehen ist angesagt. Und genau so plötzlich wie wir in den Moment eintauchten, tauchen wir auf.

Alltag ist angesagt. Morgenroutine. Waschen, anziehen, Zähne putzen. Du musst zur Arbeit, ich zur Uni. Als ich dann am Bahnhof aus deinem Auto aussteigen muss und dir ein vorerst letztes Mal zuwinke, während ich noch einmal dein Lächeln einfange, bereue ich es, kein Gurkenglas dabei gehabt zu haben.

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