In den letzten Jahren ist das Thema psychische Gesundheit stärker in die öffentliche Debatte gerückt und hat deutlich gemacht, wie wichtig Selbstfürsorge, nicht nur im Zusammenhang mit der körperlichen, sondern auch mit der geistigen Gesundheit ist. Ein weit verbreiteter Irrglaube ist, dass unsere geistige und körperliche Gesundheit als zwei getrennte Bereiche behandelt werden sollten, um die mensch sich einzeln kümmern müsste. In Wirklichkeit haben Studien gezeigt, dass Geist und Körper tatsächlich sehr eng miteinander verbunden sind. Die Forschung weiss heute, dass sich die Wechselwirkung zwischen unserem Geist und Körper auf vielerlei Weise äussern kann: von einem erhöhten Risiko für chronische Krankheiten, über Hormonschwankungen und gestörte Schlafmuster, bis hin zu einem erhöhten Risiko für Drogenmissbrauch.

Was ist „Minority Stress“?

Die „Minority-Stress-Theorie“ wurde von Ilan H. Meyer entwickelt und bedeutet auf Deutsch so viel wie «Minderheitenstress- Theorie». Sie beschreibt den zusätzlichen Stress, den Minderheiten einer Gesellschaft (z.B. People of Color, queere und gender-queere Menschen und Menschen mit Behinderungen) aufgrund der Diskriminierung und Stigmatisierung erfahren, denen sie täglich ausgesetzt sind.

Laut einer nationalen Umfrage in den USA, die 2023 vom Trevor Project, einer gemeinnützigen Organisation, die sich für die psychische Gesundheit von LGBTQIA+ einsetzt, durchgeführt wurde, berichten 67 % der LGBTQIA+ Jugendlichen über Angstsymptome, darunter fast drei Viertel der trans und nicht-binären Personen. Dieselbe Umfrage zeigt auch, dass 54 % der LGBTQIA+ Jugendlichen über Symptome von Depressionen berichten, darunter mehr als 3 von 5 Personen unter trans Jugendlichen.

Minority Stress ist ein nützlicher Begriff, der uns ermöglicht, die individuellen Belastungen zu identifizieren, denen wir in diesem System ausgesetzt sind, und wie sich diese auf unser psychisches und physisches Wohlbefinden als Individuen auswirken. Diese komplexen Stressoren zu verstehen, bringt uns der Verarbeitung unserer verborgenen Wunden ein paar Schritte näher.

Es kommt häufig vor, dass Probleme wie Stress, Angst oder Depressionen von den Betroffenen zwar anerkannt, aber nicht behandelt werden. Weil mensch glaubt, sie seien nicht „schwerwiegend“ genug, um ihnen Beachtung zu schenken. Imaginäre Grenzen dessen, was als „schlimm genug“ angesehen wird, flössen uns ein toxisches Konkurrenzdenken ein, das uns daran hindert, die Hilfe in Anspruch zu nehmen, die wir vielleicht brauchen. Wir fühlen uns möglicherweise hilflos und dadurch nicht motiviert, etwas zu unternehmen, was weiter dazu führt, dass wir Selbstfürsorge vernachlässigen. Dies kann uns schnell in eine Schleife der Hoffnungslosigkeit stürzen und macht uns anfällig für ungesunde Muster und selbstabwertende Gedanken. Auch wenn es viel Kraft kostet, solche Herausforderungen zu meistern, ist es wichtig, sich daran zu erinnern, dass wir alle trotz unserer Kämpfe in der Lage sind, zu wachsen, zu heilen und uns zum Positiven zu verändern.

Psychische Gesundheit ist ein grosses Thema, bei dem viele verschiedene Faktoren mitspielen. Schauen wir uns einen der meistvernachlässigten Aspekte der Bewältigung an: Gedächtnisstützen, die unsere Heilung unterstützen und die wir in unser tägliches Leben einbauen können.

1) „Sei nett zu dir selbst. Und zwar wirklich.“

Diesen Satz hören wir so oft und doch schaffen wir es manchmal, ihn dann zu ignorieren, wenn er am nötigsten wäre. Behandle dich so, als wärst du dein*e eigene*r beste*r Freund*in. Würdest Du mit einer geliebten Person genauso hart umgehen, wenn sie die gleiche Situation durchmachen würde? Würdest du ihr die Dinge sagen, die du zu dir selbst sagst? Würdest Du ihr raten, mit ihren Gefühlen so umzugehen, wie du es mit deinen tust?

Wenn die Antwort auf eine dieser Fragen nein lautet, ist es vielleicht an der Zeit, die Massstäbe, die du an dich selbst setzt, neu zu bewerten. Du verdienst genauso Mitgefühl, wie jeder andere Mensch auch. Erlaube dir, dir selbst die Liebe zu geben, die du brauchst.

2) „Hör auf, dir die Schuld für Dinge zu geben, die du nicht kontrollieren kannst.“

Übertriebenes Nachdenken ist die Schreibblockade des Lebens. Wenn wir aus einer Erfahrung nichts mehr lernen können, müssen wir uns erlauben, diese Momente loszulassen, um Platz für neue Momente zu schaffen.

3) „Es muss nicht alles perfekt sein, damit du glücklich sein kannst.“

Hast du dich schon einmal dabei ertappt, dass du auf den „richtigen Moment“ gewartet hast, um etwas zu geniessen? Vielleicht eine frische Kerze, einen neuen Radiergummi oder ein besonderes Outfit in deinem Kleiderschrank? Ist dir schon einmal aufgefallen, dass wir dadurch manchmal all die anderen guten Gelegenheiten, uns zu freuen, untergraben oder sogar so lange warten, bis die anfängliche Begeisterung über diese Dinge verflogen ist? Wenn wir mit unserer Lebenssituation unzufrieden sind, benutzen wir das manchmal als Ausrede, um uns so lange des Glücks zu berauben, bis wir es erreicht haben. Was wir dabei aber nicht anerkennen, ist dass die Messlatte, die wir für „Zufriedenheit“ anlegen, immer höher und höher wird. Erlaube dir also dein Leben zu geniessen, auch in seinen Übergangsphasen.

4) „Authentizität erfordert Mut. Gib dir selbst die Anerkennung, die du verdienst, weil du die erste Person bist, die du ist.

5) „Dein wahres Ich zeigt sich auch in deinen Siegen, nicht nur in deinen Niederlagen.“

Wir beurteilen uns oft nach unseren Fehlern im Leben. Es ist schwierig, langfristig stolz auf sich selbst zu sein, wenn die ganze Aufmerksamkeit sofort wieder auf den Moment gelenkt wird, in dem mensch einen Fehler macht. Auch wenn es leicht ist, sich in Zynismus zu verlieren, denk daran, wie viel Ausdauer es dich gekostet hat, wieder aufzustehen und weiterzukämpfen. Das ist es, wozu du wirklich fähig bist.

6) „Verschwende deine Zeit nicht, indem du versuchst, Leuten deinen Wert zu beweisen, die nie an dich geglaubt haben.“

7) „Nur weil du einen Fehltritt hattest, heisst das nicht, dass dein ganzer Fortschritt verloren ist.“

Die Reise zu einer besseren Version von dir ist kein linearer Prozess. Während die meisten von uns das wissen, ist es etwas anderes, ob wir dieses Wissen dann auch anwenden, oder ob wir uns selbst dafür verurteilen. Fehler geben uns die Möglichkeit zu lernen, was für uns am besten funktioniert. Wenn du also das nächste Mal auf deinem Weg auf ein Hindernis stösst, denk daran: es macht nicht alle Fortschritte zunichte, die du bereits gemacht hast.

8) „Erinnere dich daran, dass, wenn Dinge auseinanderfallen, du die Chance hast, sie auf eine neue Art und Weise wieder zusammenzusetzen.“

Zusätzlich zu diesen Ratschlägen, solltest du dich aber nie dafür schämen, Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn es dir nicht gut geht. Egal, ob es sich um eine geliebte Person, einen sicheren Ort oder eine Fachperson handelt; Hilfe anzunehmen ist der erste Schritt zur Heilung. Achtsamkeitsübungen, tägliche Affirmationen und uns manchmal selbst zu priorisieren, sind aber kurzfristig grossartige Möglichkeiten, uns ein bisschen aufblühen zu lassen. Sei dir bewusst, dass du bereits mit der Liebe erfüllt bist, die du suchst, und dass du bereits in der Lage bist, das Glück zu finden, welches du verdienst.

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