Laut OXFAM, einer gemeinnützigen Organisation, die sich gegen soziale Ungleichheit einsetzt, ist Queer Joy (soviel wie „Queere Freude“) ein positives Gefühl. „Wir empfinden es, wenn wir Anzeichen dafür sehen, dass die Gleichstellung der Geschlechter und Geschlechtervielfalt denkbar werden.“

Obwohl ich den Begriff noch nicht so lange kenne, kann ich ihm ganz viele meiner eigenen Erlebnisse zuordnen: Das erste Mal, als jemensch «queere Grüsse» unter eine Mail an mich geschrieben hat. Bücher zu lesen, in denen es mehr als nur einen queeren Nebencharakter gibt. Meine Familie, die sich über ein gleichgeschlechtliches Paar in einer Disney-Serie mindestens genauso freut, wie ich das tue. Jemenschen zu sehen, der Kleidung, die nicht den Geschlechternormen entspricht, mit Stolz trägt. Eine Freundin, die mir nach meinem Outing ganz klar zu verstehen gibt, dass ich genauso, wie ich eben bin, perfekt bin. Alles Momente, die mir zeigen, dass ich nicht alleine bin und die mir Hoffnung geben, dass die Welt irgendwann so weit sein wird, dass sie mich und andere Queers so feiert, wie wir sind. Und die Gewissheit, dass wir es bis dahin einfach selbst tun.

Es geht also um Unterstützung innerhalb unserer Community – wir verstehen, welche Herausforderungen mit dem Queersein verbunden sein können und das Queers manchmal zusätzliche Unterstützung brauchen, weil wir zusätzlichen Hindernissen begegnen. Ich weiss, dass viele von uns von der Gesellschaft Diskriminierung und Hass zu spüren bekommen, nur weil wir sind, wie wir sind. Doch ich weiss auch, dass es niemenschem etwas bringt, den Hass zurückzugeben. Was mache ich also stattdessen? Ich gebe meiner Community und allen Menschen darin, mehr Liebe und Unterstützung – mehr Momente, die ihnen Queer Joy geben. So wird die Community zur Ressource, die wettmachen kann, was mensch uns an anderen Stellen verweigert.

Queer Joy geht aber, wie mensch auch an meinen Erlebnissen sieht, auch ausserhalb unserer Community weiter. Es geht darum, zu sehen, dass wir nicht nur von anderen Queers unterstützt werden, sondern dass auch die Gesellschaft als Ganzes Fortschritte macht. Ob das jetzt eine queere Serie ist, die einen Emmy gewinnt, dass immer mehr Menschen sprachlich bewusster mit Gender umgehen oder dass politische Anliegen zu LGBTQIA+-Themen immer bessere Chancen auf Erfolg haben. Wir sind nicht einfach eine Minderheit, die keinen Einfluss hat – wir gewinnen immer mehr Rückhalt und jedes Zeichen davon bringt mir Queer Joy. Denn sie zeigen mir, passend zur Definition, dass eine Gleichstellung denkbar und möglich ist. Ja, wir sind noch nicht am Ziel. Aber manchmal reicht es zu wissen, dass Ankommen überhaupt möglich ist, damit mensch weitermachen kann.

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