Idee finden 

Wir sind drei Freund_innen und haben uns im Gymnasium kennengelernt, wo wir gemeinsam in einer Klasse waren. Bereits im Gymer haben wir uns für LGBTQAI+ Rechte eingesetzt. Zusammen haben wir eine queere, aktivistische Gruppe wiederaufleben lassen und mit vielen anderen Queers versucht, das Gymnasium besser zu gestalten. Darin waren wir auch relativ erfolgreich, auch wenn die Schulleitung nicht immer so grosse Freude an uns hatte. 

Danach wollten wir uns einem neuen Projekt widmen und schon früh formte sich eine Idee. Wir wollten eine Kinderspielgruppe, oder so etwas Ähnliches, gründen, die für queere Kinder inklusiver sein sollte. Wir haben bemerkt, dass es wenige bis eigentlich keine Angebote gibt für Kinder, die bereits wissen, dass sie queer sind. Klar, ab irgendeinem Punkt gibt es die Milchjugend. Aber für solche Treffen, sind manche noch zu jung und viele Queers trauen sich erst so ab 14 Jahren. Was ist jedoch mit den circa 5 Jahren davor, in denen viele Kinder bereits wissen, dass sie nicht in die hetero-cis Welt passen? Diese Kinder haben oft keine Möglichkeit sich zu vernetzen. 

Ausserdem gibt es an vielen Orten Angebote wie beispielsweise «Mädchentreffs», diese schliessen aber oft genderqueere Personen aus. Als wir einige junge Queers zu unserer Idee befragt haben, war die Freude gross. Wir waren uns einig, dass es uns den Aufwand wert ist, auch wenn nur ein kleines Grüppchen zustande kommt, das uns regelmässig im Treff besucht. Für diese Kinder kann so ein Ort schon viel verändern. 

Ressourcen finden 

Zur selben Zeit war ich (Charlie) per Zufall mit meinem Bruder in einem Jugendtreff in Bern, den ich ab der fünften Klasse öfter besucht habe. Ich sass im Garten dieses Treffs, als der neue Jugendtreffleiter sich an meinen Tisch setzte und wir ins Gespräch kamen. Er hatte gerade erst die Stelle übernommen und ist dafür nach Bern gezogen. Erst haben wir über dies und das gesprochen, dann über unsere Neurodivergenz und danach erzählte ich ihm von unserer Idee. Er war absolut begeistert und meinte, wir könnten gerne in den Räumlichkeiten dieses Jugendtreffs unser eigenes Ding organisieren. Es gibt dort gewisse Tage im Monat, die für die Mädchen und gewisse Tage, die für die Jungs reserviert sind. Genauso sollten wir nun auch einen Tag bekommen, an dem wir etwas auf die Beine stellen können. An diesem Abend haben wir noch nicht viel diskutiert, wie genau der queere Treff aussehen könnte. Ich bekam aber die Kontaktdaten des Jugendtreffleiters und versprach, dass ich mich mit den anderen beiden Menschen zusammensetzen würde. Wir wollten uns konkrete Gedanken zur Umsetzung machen. 

Ausarbeitung 

Das taten wir auch. Wir waren uns zu dritt glücklicherweise sehr schnell einig über die Art, wie diese Treffen stattfinden sollten. Die Gruppe ist für Schulkinder und Jugendliche gedacht und soll vorerst ein Mal im Monat stattfinden. Wir wollten eine (untere) Altersgrenze definieren und tauschten uns auch darüber aus:

Julia: Bis ca.15 Jahre finde ich gut. 

Su: Eventuell sagen wir ab welcher Schulklasse? 

Charlie: Würde einen Richtwert machen. 

Julia: Wir sind keine Kita, wir helfen nicht Windeln wechseln. 

Ausserdem wollten wir etwas Material sammeln, um bei den Treffen das Haus entsprechend queer zu dekorieren. Und wir wussten, wir müssen viel Werbung machen in der ganzen Stadt Bern, ansonsten würde niemensch davon erfahren. Alle unsere Ideen konnten wir danach gemeinsam mit dem Leiter des Jugendtreffs besprechen. Denn auch Fragen zum Budget und den Räumlichkeiten waren bei uns noch offen. Nach dem Gespräch wussten wir: Wir haben eigentlich fast kein Budget, aber mit den Räumlichkeiten konnten wir machen, was wir wollten. Der Jugendtreffleiter meinte an einem Punkt: “Also, eine Wand streichen könnt ihr sowieso. Einfach wenn ihr die Wand rausnehmen wollt, wäre es noch gut, es mit mir zu besprechen.“ 

Vorbereitung 

Für die Werbung haben wir eine Liste geschrieben mit den verschiedensten Orten, die uns eventuell unterstützen würden und queeren Organisationen, die vielleicht intern Werbung für uns machen könnten. Auch wollten wir unbedingt Schulbesuche in der Stadt Bern machen, damit die Kinder unsere Gesichter sehen und sich dann eher trauen, an ein Treffen zu kommen. Deswegen haben wir jeder Schule der Stadt Bern geschrieben und warten zurzeit noch auf Antworten (bei uns sind gerade Ferien). Für das Material haben wir uns bei der Milchjugend gemeldet, die uns Pridefahnen, Sticker und weiteres Material zur Verfügung gestellt hat. Danke Milchjugend. 🙂 Gleichzeitig haben wir mehrere Unterstützungsfonds gefragt, ob sie unser Projekt finanzieren, denn bereits mit der Gruppe im Gymnasium haben wir damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Wir haben damals ziemlich viel Geld erhalten und konnten einen beachtlichen Bereich in der Bibliothek mit queeren Büchern ausstatten. Auch das wollten wir auf lange Sicht im Jugendtreff einrichten. Bei den Fonds warten wir ebenfalls noch auf Rückmeldung (denn again, es sind Ferien). 

Die Treffen selbst wollten wir so inklusiv wie möglich gestalten. Auch beim Flyer haben wir versucht, nicht nur LGBTQAI+ Kinder anzusprechen. Wir wollten nicht, dass nur Kinder, die ein Label gefunden haben zu diesen Treffen kommen würden. Auch Kinder von Regenbogenfamilien, neurodivergente Kinder und ganz viele mehr sind willkommen. Beim ersten Treffen wollten wir von den Kindern selbst Ideen erfragen, wie sie die nächsten Treffen gestalten möchten. Sachen wie Filmnachmittage, Basteln, Wand bemalen, oder auch Ausflüge sind möglich. 

Es geht los 

Zusammenfassend sind wir noch in den Anfängen dieser Aktion, aber es wird wunderbar. Wir denken, es wird ein schöner Ort für alle Kids, die Anschluss brauchen, egal weshalb, mit welchen Labels, oder ohne Label. Ausserdem bilden wir mit unserer Freund_innenschaft zu dritt ein gutes Fundament und vielleicht auch ein Beispiel für fellow Queers, um ihnen zu zeigen, dass wir zusammenhalten sollten. Wir sind alle drei so unterschiedlich aber irgendwie auch so ähnlich. Wir haben seit über vier Jahren eine fantastische Freund_innenschaft und haben es unglaublich lustig an allen Sitzungen. Es fühlt sich selten nach Arbeit an und es ist so schön zu sehen, wie sich gewisse Kids bereits jetzt freuen, dass dieser Treff am 1. Februar 2024 endlich eröffnet wird. 

Wenn du nun Menschen kennst, die sich möglicherweise für unsere Sache interessieren, schicke ihnen diesen Artikel, oder auch unser Insta. Alle Menschen dürfen uns schreiben, an die Treffen kommen und einfach mal schauen, ob es etwas für sie ist. 

Verbreitet auch gerne weiterhin die Daten der kommenden Treffen. 

Viele queere Grüsse von
uns drei Aktivisti
Su, Julia, Charlie 

 

Insta: @regenbogentreff 

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